Archiv: Ausgabe Dezember 2022

Schnittmaßnahmen an Gehölzen

In kaum einem anderen Bereich der Gartenpflege gibt es so viele Irrtümer und nicht auszurottende falsche Glaubenssätze wie ...

Ovired schnell aufbrauchen

Roter Feldsalat? Die Bilder sehen verlockend aus, und ich finde diesen zierlichen Salat auch richtig lecker. Er passt ...

Rückblick auf’s Wetter im Obstjahr

Zu trocken und zu warm – so könnte man das Wetter im zu Ende gehenden Jahr kurz und knapp kennzeichnen.
In vielen Regionen ...

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Samenkäfer an Erbsen, Bohnen und anderen Leguminosen

Löcher in den Erbsen, ausgehöhlte Bohnensamen, kleine Käfer zwischen den Trockenbohnen im Vorratsraum? Mit großer Wahrscheinlichkeit sind Samen-käfer die Ursache. Manche von ihnen werden nur im Freien schädlich, obwohl man sie gelegentlich mit der Ernte ins Lager bringt, andere sind vor allem gefürchtete Vorratsschädlinge.
Der aus Amerika stammende Speisebohnenkäfer (Acanthoscelides obtectus), oft auch einfach Bohnenkäfer genannt, ist ein gefürchteter Lagerschädling. Er gelangt häufig mit importierter Ware in Vorratskammern und Lagerräume. Dort kann er sich schnell ausbreiten und die Vorräte vernichten. Befallene Samen sind wegen der Ausscheidungen der Tiere nicht für den menschlichen Verzehr geeignet.
Bei warmer Witterung fühlt sich der Käfer auch draußen wohl und sucht dort neben Speisebohnen auch Ackerbohnen, Erbsen, Linsen, Wicken, Kichererbsen und Sojabohnen auf. Die erwachsenen Käfer fressen zwar nur Blütenpollen, aber die Weibchen legen wie oben beschrieben ihre Eier ab. Der Larvenfraß in den Kernen reduziert den Ertrag. Mit der Ernte gelangen die Käfer wieder in Lagerräume. Bis zu 5 Generationen Speisebohnenkäfer pro Jahr sind möglich.

Bildunterschrift: Erbsenkäfer: Die Weibchen legen ihre Eier an die unreifen Hülsen. (Foto: CC BY 2.0 Janet Graham)

Raunächte – Räuchern mit heimischen Kräutern!

Das Räuchern hat gerade in Bayern eine lange Tradition: in den »Raunächten« um den Jahreswechsel, zum Schutz des Hauses, zum Reinigen in Kranken und Sterbezimmern und im Stall und natürlich in der Kirche.
Im bayerischen Brauchtum dient das Räuchern  der »geistigen und körperlichen Hygiene«: dem rituellen Markieren von Eckpunkten im Jahreskreis wie im Lebenskreislauf, dem Schutz vor Unwetter, dem Abschied und Neubeginn, aber auch ganz praktisch dem »Vergrämen« von Viren und Bakterien, was naturgemäß auch mit dem Vertreiben »schlechter« wie auch fremder Gerüche verbunden ist (Krankenzimmer, Neubezug von Häusern und Räumen).
Raumräucherungen basieren in erster Linie auf Harzen, ergänzt durch Kräuter mit einem hohen Anteil ätherischer Öle. Sie entfalten ihre Wirkung sowohl auf »physischer« wie auf »psychischer« Ebene. Auf »physischer«, indem sie Krankheitserregern aller Art die Ausbreitung im Raum wie im Menschen erschweren. Zugleich erreichen Düfte und Aromen im Menschen über den den Vagus-Nerv direkt das vegetative Nervensystem.

Bildunterschrift: Harzernte (Foto: Bräutigam)

Was heißt insektenfreundlich? Eine andere, eine biologische Sicht auf die Dinge

Insektenfreundlich ist ein Gummiwort. Darunter wird sehr viel verstanden. Einmal quer durch das Netz geschaut, heißt es:
• dass irgendwelche Insekten die Blüten besuchen.
• Meistens werden Honigbienen darunter verstanden. Insektenfreundlich meint also: honigbienenfreundlich.
• Wildbienen werden nicht immer oder gar nicht berücksichtigt.
• Bei vielen Fachinformationen kommen wenige oder keine heimischen Pflanzen vor.
• Wild- und Gartenpflanzen, Sorten und Züchtungen, alles wird durcheinander geworfen.
Die Interpretation und In-Wert-Setzung zielt bei den Trittbrettfahrern meistens auf Blütenbesucher hin. »Bestäuberinsekten« ist ein ähnlich verwendeter Modebegriff. Das verkennt aber den wahren Wert einer Pflanze. Anzahl und Arten der tierischen Blütenbesucher sind überhaupt kein Maß für die Tauglichkeit einer Pflanze. Allein von den Blütenbesuchern Schlüsse auf die Insektenfreundlichkeit zu ziehen, ist unseriös. Der Grund liegt darin, dass die meisten Blütenbesucher unspezialisiert sind. Viele Wildbienen (etwa ein Drittel der Arten), die dazugehörigen Hummeln, außerdem Schmetterlinge, Fliegen, Käfer, Wanzen oder Heuschrecken kommen mit vielen verschiedenen Blütenformen und -angeboten zurecht. Nur die hochspezialisierten Blütenbesucher (darunter ebenfalls etwa ein Drittel der Wildbienen) sagen etwas über die Insektenfreundlichkeit aus.

Bildunterschrift: 100 % insektenfreundlich. Weil es uns nicht nur um die 10 % Blütenbesucher geht, sondern um die 100 % Insekten, müssen wir die Pflanzen ganzheitlich sehen. Nur wenn alle Teile der Pflanze von irgendwelchen meist spezialisierten Insekten genutzt werden können, ist das eine wirklich insektenfreundliche Pflanze. Bläulinge zum Beispiel besuchen viele Blüten, sogar nicht heimische. Aber vermehren können sie sich nur, wenn sie echte Wildpflanzen wie die Wildform des Hornklees zur Eiablage finden. Denn davon ernähren sich ihre
Raupen. Wilder Hornklee ist also wie alle heimischen Pflanzen echt insektenfreundlich. (Foto: Dr. Witt)