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23 Jahre „Der praktische Gartenratgeber“ – ein kleiner Rückblick

Auftakt Bibelpflanzen

Zum Auftakt in der Januar-Ausgabe 2002 gab es den Startpunkt zu einer Artikelserie über »Bibelpflanzen«, deren Bedeutung damals und heute. Es war auch der Beginn der Kooperation mit der Gartensendung »Querbeet« im Bayerischen Fernsehen, deren verantwortlichen Redakteure Burghard Mücke und John Ferguson diese Beiträge und im Folgenden noch viele weitere lieferten. Höhepunkt war dann im Jahr 2007 das gemeinsame Begleitbuch zur Sendung, das vom Obst- und Gartenbauverlag herausgegeben wurde.

Sorten für den Freizeitgarten

Zu Beginn des Jahres stellen wir immer bewährte und auch neue Sorten vor, die sich speziell für den Freizeitgarten eignen, v. a. hinsichtlich Geschmack und Pflanzenschutz, und die sich nicht an den Bedürfnissen von Erwerbssorten orientieren müssen, bei denen oft Transporteigenschaften und Haltbarkeit im Vordergrund stehen.
Im Hausgarten haben wir hier unendlich viele Möglichkeiten aus einem großen Repertoire geeignete Sorten auszuwählen. Hier gab es immer wieder Veränderungen, Anpassungen und Erweiterungen des Sortiments um Blühmischungen und zuletzt alte Sorten ausgewählter Gemüsekulturen. Angegeben war auch immer, ob es sich um samenfeste Sorten handelt, so dass jeder diese Sorten auch selbst vermehren und nachbauen konnte.

Mondkalender

Ab dem Jahr 2004 enthielt der »Gartenratgeber« einen Mondkalender, entwickelt vom damaligen Vorsitzenden des Kreisverbandes Straubing-Bogen, Hans Gegenfurtner. Unser Mondkalender ist speziell zugeschnitten auf die Bedürfnisse im Freizeitgartenbau. Das Thema ist nach wie vor umstritten. Für viele ist der Mondkalender heilig und sie richten ihre Tätigkeiten im Garten strikt danach aus. Andere lehnen ihn als totalen Unfug komplett ab. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht.

Gentechnik

Erste Beiträge zu dieser nach wie vor sehr umstrittenen Methode, insbesondere zu der unseren Bereich betreffenden Grünen Gentechnik gab es bereits im Jahr 2005 von Thomas Schuster. Auch in den folgenden Jahren wurde das Thema immer wieder aufgegriffen, bis zur Crispr/Cas-Methode im Jahr 2018. Befürworter und Gegner konnten ihre Argumente ausführlich darlegen. Der Landesverband hat darauf mit einer eindeutigen Stellungnahme reagiert und diese Methode im Garten und der angrenzenden Landschaft abgelehnt.
Persönliche Anmerkung: unabhängig von den Risiken der Gentechnik, wo sind sie denn die versprochenen Supersorten, die alles können, keinen Pflanzenschutz mehr benötigen, ohne Dünger wachsen und riesige Erträge bringen. Alles Fehlanzeige. Die Anti-Matsch-Tomaten konnten sich nicht durchsetzen, Sorten im Freizeitgartenbau sind nach wie vor konventionell gezüchtet, in der weltweiten Landwirtschaft schaut es allerdings ganz anders aus.

Wettbewerbe

Die Wettbewerbe des Landesverbandes wie »Lebendiges Grün in Stadt und Land« (2006), »Grüne Begegnungs- und Erlebnis(t)räume« (2011), »Unser Friedhof – Ort der Würde, Kultur und Natur« (2015), »Streuobstvielfalt – Beiß rein!« (2018), »Vielfaltsmeisterschaft« (2021) und aktuell »Streuobst – bunt und lebendig« (2025) wurden alle vorgestellt und begleitet. Als Würdigung der Sieger und natürlich auch zur Nachahmung für die Gartenbauvereine wurde über die prämierten Aktionen über mehrere Ausgaben berichtet.

Neugestaltung 2009

Ab 2009 gab es eine Neugestaltung. Solche Veränderungen hat es in der inzwischen über 130-jährigen Geschichte unseres Verbandsorgans häufiger gegeben. Geändert wurde das äußere Erscheinungsbild, das Heftkonzept überarbeitet und geänderten Lesegewohnheiten angepasst. Die Inhalte wurden klarer strukturiert, die einzelnen Themenbereiche mit einem Farbkonzept gekennzeichnet. Thematisch blieb alles beim Alten. Wir wenden uns nach wie vor an die Leser, die etwas mehr wissen wollen, Publikumszeitschriften mit großen (zugekauften Bildern) sind für uns kein Maßstab.

Klimawandel und Naturgarten

Bereits vor 15 Jahren gab es im Gartenratgeber die ersten Beiträge über den Klimawandel und die Auswirkungen für den Garten. Neue Schädlinge, Starkniederschläge und Trockenheit, höhere Strahlungsbelastung, Hitze und dann wieder Kälte, v. a. Spätfröste sind die wichtigsten Probleme, die hier auf uns zukommen.
Um dem entgegenzuwirken wurden Sorten und Kulturen (für Obst und Gemüse) vorgestellt, die mit all diesen negativen Auswirkungen besser zurechtkommen. Es gab immer wieder Beispiele über trockenheitsverträgliche Stauden, heimische Wildpflanzen, Wasser sparende Anbaumethoden, Bodenpflege etc.
Eine Reaktion darauf sind auch die Natur- gärten, die nicht nur die Biodiversität fördern, sondern auch an die Auswirkungen des Klimawandels besser angepasst sind. Hier wurden immer wieder Gärten, die die Naturgarten-Kriterien erfüllen, vorgestellt.

Sonderausgabe 2019

Im Jahr 2019 jährte sich das Gründungsjahr des Landesverbandes zum 125. Mal. Aus diesem Anlass wurde eine Sonderausgabe des Verbandsorgans herausgegeben und an alle Mitglieder verschickt. Auf 40 Seiten wurden ausführlich eine Vielzahl von Themen behandelt, die für alle Freizeitgärtner interessant sind: von den aktuellen Tätigkeiten im Zier-, Gemüse- und Obstgarten, Pflanzenschutz über Beispiele für Gartengestaltung auf großem und kleinen Raum, Biodiversität, Gesundheit und Verwertung, Aktivitäten der Gartenbauvereine sowie das Dienstleistungsangebot des Verbandes für seine Mitglieder.

Corona

Auch die Corona-Pandemie ging nicht ganz spurlos am Gartenratgeber vorbei. So musste die Gartenschau in Ingolstadt verschoben werden, Seminare des Verbandes abgesagt bzw. als Alternative Online angeboten werden. Ein Format, das sehr erfolgreich war und auch heute noch angeboten wird. Das Vereinsleben stand fast still, Beiträge für die Rubrik »Berichte aus den Gartenbauvereinen« kamen immer spärlicher und wenn dann nur noch Bilder mit Mundschutz und alle Personen in gebührendem Abstand.

Vielfaltsmacher

Ab der Februar-Ausgabe 2020 gab es in der Heftmitte immer eine eigene Rubrik über Vielfaltsgärtnern. Mit unserem Projekt »VIELFALTSMACHER – (G)ARTEN.REICH.Natur« geben wir Anregungen, wie mehr biologische Vielfalt auf dem Balkon, im Garten oder auch in der Landschaft umgesetzt werden kann, um dem bedenklichen Artensterben und Verlust an Biodiversität – zumindest in unserem Bereich – entgegenzuwirken.

Pflanzenschutz

Prägten in den Anfangsjahren noch Berichte über klassische Krankheiten wie Feuerbrand und dagegen widerstandsfähige Sorten das Bild, kamen dann so langsam immer mehr Beiträge zu neuen Krankheiten (Sonnenbrand), Neophyten und neuen Schädlingen, die sich aufgrund des Klimawandels mehr und mehr bei uns ausbreiten, beginnend mit der Kastanienminiermotte über Kirschessigfliege bis zur marmorierten Baumwanze, ALB, Buchsbaumzünsler oder Asiatische Hornisse. Dieses Thema wird uns nicht mehr loslassen und für die Zukunft ist hier wohl nichts Gutes zu erwarten.

Obst

Obst war und ist natürlich immer ein wichtiges Thema und wird es bleiben. Ging es in den ersten Jahren noch um klassische Themen wie der Standorteignung von Obstsorten, speziell älterer Sorten wie ‘Antonowka’ oder ‘Haberts Renette’ verlagerten sich die Berichte mit der Zeit mehr und mehr dahingehend, welche Arten und Sorten in der Zukunft aufgrund der höheren Temperaturen und Sonneneinstrahlung bei uns zukünftig gepflanzt werden können. Klarer Klimagewinner beim Obst werden übrigens Maulbeerbäume und die Quitte sein, da sie Trockenheit und höhere Sonneneinstrahlung am besten verträgt.

Schottergärten

Als hätte es die Beiträge von Dieter Wieland unter dem Titel »Topographien« im Bayerischen Fernsehen nie gegeben, in der er einfallslose Gartengestaltungen und Geschmacklosigkeiten mit allerlei fremden Materialien anprangerte, kam plötzlich wieder eine Gartengestaltung auf mit Kies- und Schottergärten, die man nur als Gartenkultur auf Abwegen bezeichnen kann. Allerdings sind sie leider bis heute noch in Mode und breiten sich weiter aus, da vermeintlich pflegeleicht.
Wir sprechen uns nicht gegen gut gemachte Kiesgärten aus, aber die Pflanzen – natürlich mit heimischen Wildstauden – müssen im Vordergrund stehen. Wie es auch anders geht, haben wir in mehreren Beiträgen dargestellt, u. a. mit einem Artikel von Angelika Eppel-Hotz von der LWG in Veitshöchheim aus dem Jahr 2014 über »Kies- und Schottergärten: lebendig und pflegeleicht«.

Kontroverse Themen

Sehr umstritten war ein Beitrag über den Schnitt von Alleebäumen. Zu diesem kleinen kaum halbseitigen Bericht über den Schnitt einer Pappelallee (Ausgabe Februar 2010) gab es erstaunlicherweise eine sehr große Resonanz mit kritischen Zuschriften, v. a. von Seiten der Kreisfachberatung. Ratgeber-Leser können sicher sein, dass das, was im Ratgeber steht, auch stimmt. Diese umstrittene Allee steht auch heute noch. Die Fachberater erhielten dann ausführlich Gelegenheit in den folgenden Ausgaben ihre Sicht der Dinge darzulegen.
Ähnlich viel Kritik mussten wir auch einstecken bei einem Artikel von Ulrike Windsperger über »Bienen und ihre Umwelt«, v. a. hinsichtlich der Ausbringung von Neonicotinoiden und die damit verbundene Gefährdung von Bienen und Wildbienen. Der Bauernverband sah dies etwas anders. Der Artikel war aber inhaltlich absolut korrekt und es gab aus meiner Sicht keinerlei Anlass, hier etwas zurückzunehmen.
Sehr umstritten waren auch die Ansichten unseres Autors Dr. Reinhard Witt über Blühflächen und welches Saatgut in den Mischungen enthalten sein sollte: nur heimische Wildpflanzen oder auch – um Blühlücken zu schließen – Pflanzen aus anderen Herkunftsgebieten wie Nord- Amerika. Die LWG in Veitshöchheim verfolgt hier ein anderes Konzept und hat dafür das »Veitshöchheimer Leitbild zur Pflanzenverwendung« entwickelt. Beide Seiten konnten ihre Standpunkte und das Für und Wider von Hybridmischungen ausführlich darlegen.

Dr. Hans Bauer

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